A VILLAGE. A WISH.

Konzept und Umsetzung von Armin Mösinger

Schon immer haben mich Menschen und ihre ganz persönlichen Geschichten fasziniert. Nicht nur ein Rückblick auf Vergangenes weckt immer wieder mein Interesse, sondern auch welche Wünsche Menschen tief in sich tragen. Es ist zugegeben nicht immer leicht, über seine Wünsche zu reden. Oft wird man vom Gedanken gehemmt, dass man von anderen Menschen als Träumer abgestempelt wird. Ich bin aber der Meinung, dass es nicht schaden kann über seine Wünsche zu reden, um sich selbst bewusst zu machen, wohin die Reise im Leben hingehen soll. Als ich im März 2023 nach Indien gereist bin, hatte ich einen kleinen Wunsch in meinem Gepäck. Eine Idee, die ich schon lange in mir getragen habe, aber vielleicht bisher nie den Mut hatte, sie wirklich umzusetzen. Vielleicht war es auch der Respekt vor der Umsetzung und dass es dann nicht so wird, wie ich es mir vorstelle. Meine Zweifel und die Angst zu scheitern haben mich lange von der Umsetzung abgehalten, doch dies Mal fühlte ich mich bereit meinem Konzept ,,A Village. A Wish“ eine Chance zu geben. Ich wollte mittels der Fotografie herausfinden, welche Träume EinwohnerInnen von einem kleinen indischen Dorf namens Basadhi in sich tragen.

Mein kleines Traumzelt

Anfänglich wollte ich die Gespräche bei den Menschen zu Hause machen, da es meist der Ort ist, wo man sich am sichersten fühlt und eher offen ist über seine Wünsche ins Reden kommt. Doch irgendwie habe ich mich intuitiv dafür entschieden, meine Interviews und die Porträts immer an einem selben Ort zu machen, damit meine Interviewpartner nicht von ihren eigenen vier Wänden abgelenkt sind, wo es oft nicht üblich ist über seine Wünsche offen zu reden. Ich wollte einen neutralen Ort der Vertrautheit schaffen. Ein Umfeld, wo sie meine ProtagonistInnen ganz auf die Fragen ,,Was ist ihr größter Wunsch“ konzentrieren können. So kam ich auf die Idee ein kleines Zelt mitten in diesem Dorf aufzubauen, um immer dieselben Rahmenbedingungen für diese Umsetzung zu schaffen.

Der Moment

Ich habe das Zelt mithilfe von Einheimischen einen Tag vorm Shooting errichtet. Es war eine bewusste Entscheidung, das Zelt bereits einen Tag davor aufzubauen, denn in diesem Dorf spricht sich schnell herum, wenn plötzlich ein Zelt aufgebaut wird und da ich mein Vorhaben mit einem der Dorfvorsteher im Vorfeld bereits besprochen haben, wusste fast das ganze Dorf von meinem Projekt Bescheid. So konnte ich das Interesse der DorfbewohnerInnen wecken, was mir sehr zugutegekommen ist. An einem Wochenende habe ich dann rund 130 DorfbewohnerInnen dieselbe Frage stellen können: Was ist ihr größter Wunsch? Nachdem sie mir ihren Namen und ihren größten Wunsch erzählt hatten, habe ich alles notiert und sie gebeten, ihre Augen zu schließen und ganz fest an die Erfüllung von ihrem Wunsch zu denken. Ich bat sie so lange ihre Augen geschlossen zu halten, bis ich von 3 heruntergezählt habe. Ich wartete immer ein paar Sekunden, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihren Wunsch bei geschlossenen Augen zu visualisieren. Als ich dann heruntergezählt habe und sich ihre Augen wieder öffneten, habe ich das Porträt gemacht. Ich hatte nur diesen einen kurzen Moment, denn so einen Prozess zu wiederholen wäre auf Kosten der Authentizität gegangen und hätte sich nicht ehrlich für mich angefühlt. Diese Momente mit meiner Kamera einfangen zu dürfen, war für mich ein großes Privileg und wird für mich unvergesslich sein. Ich hoffe, dass ich dazu beitragen konnte, dass auch die TeilnehmerInnen weiterhin fester an die Erfüllung ihrer Wünsche glauben. Ich persönlich fühle mich nach diesem Projekt noch mehr mit den Menschen aus diesem Dorf verbunden. Mir ist es bei diesem Projekt in der fotografischen Umsetzung nicht um visuelle Ästhetik gegeben, sondern um ein Gefühl der Verbundenheit und der Zuversicht. Es hat mich selbst wieder sehr inspiriert die Wünsche anderer Menschen zu hören und mich angeregt wieder selbst über meine persönlichen Wünsche nachzudenken.

Erste Veröffentlichung

Im Mai 2023 habe ich im Rahmen meiner Ausstellung „Hindi.What?“ in der ,,Kleinen Galerie“ das erstmal dieses Projekt der Öffentlichkeit präsentiert. Ich habe auf einer Wand 90 Portraits dieser Serie gezeigt. Die Bilder in Farbe haben das Wort WISH ergeben. Die BesucherInnen konnten aus einer großen Schale kleine Briefchen ziehen. Auf jedem Zettel ist ein Name und der Wunsch der jeweiligen portraitierten Person gestanden. Mithilfe von einem Rastercode war es dann möglich das Portrait auf der großen Wand zu finden und die BesucherInnen konnten der Person in die Augen blicken, als sie beim Foto an ihrem Wunsch dachten. Ich wollte die BesucherInnen der Ausstellung mit den Menschen einer weit entfernten Kultur in diesem Moment verbinden, um hier zu einer interkulturellen Verbundenheit beitragen.

Rückblick auf diese Ausstellung: Link